JesusMaria by Weizsäcker Beatrice von

JesusMaria by Weizsäcker Beatrice von

Autor:Weizsäcker, Beatrice von [Weizsäcker, Beatrice von]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492967860
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-06-10T16:00:00+00:00


5 »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei« – Familienbild der evangelischen Kirche

Nicht nur bei den Frauen ist die EKD der katholischen Kirche weit voraus, auch im Hinblick auf die Familie – gleichgeschlechtliche Lebenspartner eingeschlossen. Im Juni 2013 erschien die Orientierungshilfe der EKD mit dem Titel Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken, in der auch homosexuelle Beziehungen anerkannt wurden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es ein langer Prozess war, bis die EKD so weit war. Seit 1994 waren in Deutschland homosexuelle Handlungen erlaubt, aber es dauerte fast 20 Jahre, bis die EKD dem folgte. Zwar hatte sie 1996 die Handreichung Mit Spannungen leben herausgegeben, allerdings ohne Lösungen zu präsentieren. Tastend hielt sie an dem Unterschied von Homosexualität und gelebter Homosexualität fest. Das sollte sich nun ändern.

Schon in seinen einführenden Worten nannte der damalige Vorsitzende des Rates der EKD, Nikolaus Schneider, die umstrittene Kernbotschaft:

»Die Erwartungen an Familie und die Erfahrungen in Familie haben sich […] seit den biblischen Zeiten und auch seit dem Mittelalter sehr verändert. Familie heute existiert in sehr verschiedenen Formen. […] Aus einem evangelischen Eheverständnis kann heute eine neue Freiheit auch im Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen erwachsen – im Umgang mit Geschiedenen genauso wie mit Einelternfamilien oder auch mit gleichgeschlechtlichen Paaren.«

Neue Freiheit im Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren – für die EKD war das eine Sensation.

Gesetzlich und gesellschaftlich war es nichts Neues. Bereits zwölf Jahre vorher, am 1. August 2001, war das Lebenspartnerschaftsgesetz in Kraft getreten, das gleichgeschlechtlichen Paaren die Möglichkeit eröffnete, füreinander verbindlich einzustehen und dies nach außen hin mittels Eintragung zu dokumentieren. Mit ähnlichen Folgen wie bei der Ehe zwischen Mann und Frau. Zwar sind noch nicht alle umstrittenen Fragen geklärt, aber in der Welt ist die »Homo-Ehe« längst. Allerdings (und nicht ohne Grund) heißt sie offiziell nicht »Ehe«, sondern »eingetragene Lebenspartnerschaft«.

Die Kirchen mussten dem Vorbild des Staates nicht folgen, niemand hat sie dazu gezwungen. Und die katholische Kirche tat es auch nicht. Im Gegensatz zur evangelischen, die nach ihrer Überzeugung nicht neben oder über der Gesellschaft steht, sondern in und mit ihr lebt. Drei Jahre hatte eine eigens dafür eingesetzte Ad-hoc-Kommission getagt, bis sie schließlich im Juni 2013 die Orientierungshilfe der EKD präsentieren konnte. Wohlgemerkt: Es ist eine Orientierungshilfe, mehr nicht. Sie enthält keine Anweisungen oder Vorschriften. Sie will die Debatte in Kirche und Gesellschaft lediglich vorantreiben. Und das ist ihr gelungen.

Die Vorsitzende der Kommission, die ehemalige Bundesministerin Christine Bergmann, äußerte sich ganz ähnlich wie Schneider: »Wo Menschen auf Dauer und im Zusammenhang der Generationen Verantwortung füreinander übernehmen, sollten sie Unterstützung in Kirche, Staat und Gesellschaft erfahren.« Dabei dürfe »die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden, nicht ausschlaggebend sein«.

Ausschlaggebend sollte also nicht mehr das Geschlecht sein, sondern das Miteinander und Füreinander. Verantwortung für den anderen tragen. Pflichten übernehmen. Für den oder die andere sorgen, treu und verbindlich. Das war der neue Ansatzpunkt der EKD.

»Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.« (1. Mose 2, 18) Damit beginnt der Text. Der Satz ist die Grundmelodie der ganzen Schrift.



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